Italien ist unbestreitbar wunderschön, aber an vielen Orten auch recht teuer und überlaufen. Bei einem Trip nach Rom, Florenz oder Pisa musst du sogar in der Nebensaison mit ziemlich viel Betrieb rechnen. In Cinque Terre ist zwar auch noch einiges los, manche Wege hast du aber Ende Oktober/Anfang November fast für dich und trotzdem noch die Chance auf schönes Wetter. Die 5 malerischen Dörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore sind in jedem Fall einen Tagestrip wert. Folge mir auf einen Fotoausflug nach Cinque Terre an der bezaubernden Ligurischen Riviera!
Von Pisa nach Cinque Terre
Da Ryanair ziemlich günstige Tickets nach Pisa anbietet, schenkte ich meiner Freundin ein verlängertes Wochenende in Italien Ende Oktober 2016. Nachdem wir uns einen Tag dem schiefen Turm und Co. gewidmet hatten, machten wir uns am nächsten Morgen mit dem Zug auf nach Cinque Terre. Mit dem Schnellzug kostet die Fahrt von Pisa Centrale nach La Spezia tagsüber etwa 10 Euro. Dort steigst du meist in einen Regionalzug um, der alle 5 Dörfer anfährt. Die Zugfahrt von Pisa nach Riomaggiore dauert etwa anderthalb Stunden.
Wenn du nicht genug Zeit hast, alle 5 Dörfchen zu besichtigen, dann lohnen sich ggf. Einzelfahrkarten, die du direkt am Automaten am Bahnsteig holen kannst - auch ohne Italienischkenntnisse. Eine Fahrt kostet 4 Euro - Stempeln nicht vergessen! Wenn du mehr Zeit mitbringst und zum Beispiel schon vor Ort übernachtet hast, dann lohnt sich ein Tagespass, in dem auch der Zugang zu einigen schönen Wanderwegen enthalten ist. Die Cinque Terre Karte gibt es für 1 oder 2 Tage. Sie kostet Erwachsene 7,50 Eur bzw. 14.50 Eur (Stand 2017).
Da wir nur einen Tagesausflug gemacht haben und erst spät am Mittag von Pisa loskamen, hatten wir leider keine Zeit, alle Dörfer vor Einbruch der Dunkelheit zu besichtigen. Dafür wurden wir aber mit schönem Fotolicht in Riomaggiore und Monterosso sowie einem tollen Sonnenuntergang in Vernazza belohnt. Die Rückfahrt mit dem Expresszug nach Pisa war dann übrigens mit fast 40 Euro pro Person deutlich teurer, aber uns blieb keine andere Wahl an diesem Tag. Achte also unbedingt schon bei Anreise auf die Preise für die Rückfahrt. Wir hatten vorher kein Ticket zurück gebucht, weil wir nicht wussten, wie lange wir bleiben wollen. Der anfangs günstige Ausflug ist dann doch etwas teurer geworden als gedacht. Letztlich war es das aber trotzdem wert, wie ich dir jetzt im Einzelnen zeigen möchte!
Station 1: Riomaggiore
Riomaggiore ist das erste der 5 Dörfchen, wenn du von La Spezia kommst, und klebt direkt auf einer Klippe. Allein der Ausblick vom Bahnhof ist schon toll, denn es
geht steil hinab zum wunderbar blauen Ozean. Riomaggiore liegt am Hang, die Hauptstraße mit vielen süßen kleinen Geschäften und Cafés führt steil nach oben.
Hier kannst du wunderbar lokale Produkte bekommen als kleine Reisesouvenirs oder du gönnst dir ein leckeres Gelato. Eis geht in Italien schließlich immer, oder
nicht?
Wenn du der Hauptstraße nach oben folgst und dich dann rechts hältst, kommst du zu einer kleinen Aussichtsplattform mit ein paar Bänken. Am Hang hinter dem Geländer
der Plattform liegen terassenfömig angelegte Gärten und Spielplätze. Von hier hast du einen wunderbaren Blick auf die bunten Häuser von Riomaggiore, die sich alle der Sonnen entgegen zu strecken
scheinen.
Hier oben geht es eindeutig gemütlicher zu als unten im wuseligen Ort. Genieße die Sonnenstrahlen und leg eine kleine Pause ein nach den ersten Panoramafotos bei
deinem Ausflug nach Cinque Terre. Inspiration gibt es zum Beispiel bei den vielen glücklichen Katzen im Dorf.
Von dieser Seite hast du auch eine gute Sicht auf den trutzigen Uhrenturm oberhalb von Riomaggiore. Gehst du wieder zurück zur Hauptstraße und nimmst nun die
Abzweigung nach links statt nach rechts, gelangst du durch zauberhaft enge Gässchen auf die andere Seite der Bucht.
Dort erwartet dich - nachdem du die Kirche San Giovanni Battista passiert hast - die Via dell'Amore (Straße der Liebe). Dieser kleine, in den Fels geschlagene Wanderweg führt dich direkt am Meer entlang vom Dorf Riomaggiore nach Manarola.
Wo von Liebe die Rede ist, dürfen die beliebten Schlösser hoffnungsvoller Paare natürlich nicht fehlen. Die Aussicht ist so oder so wunderschön und der Weg
wunderbar friedlich! Hier sind wir mehr Schmetterlingen als Menschen begegnet, ich kann dir hier also nur sehr empfehlen, einen kleinen Spaziergang zu machen - du musst ja nicht den ganzen
Weg gehen. Auch eine Teilstrecke lohnt sich schon!
Wir haben auf den Abstieg nach Manarola verzichtet und sind stattdessen wieder zurück nach Riomaggiore, da die Zeit langsam knapp wurde und wir direkt weiter mit dem Zug nach Monterosso al-Mare wollten.
Station 5: Monterosso Al-MAre
Monterosso ist das letzte (von Spezia aus gesehen) und größte der 5 Dörfer von Cinque Terre, dementsprechend ist hier - vor allem in der Badesaison von Frühling bis Herbst- viel mehr los. Da wir im November dort waren, ging es eigentlich mit den Menschenmassen und wir hatten trotzdem schönes Wetter. An den Strand legen muss man sich meines Erachtens hier aber nicht unbedingt.
Die Haltestelle Monterosso al-Mare befindet sich nicht in der mittelalterliche Altstadt von Monterosso, sondern in dem neueren Ortsteil namens Fegina, der sich als beliebter Badeort etabliert hat. Wir haben uns nach einem Snack in einer kleinen Bäckerei erst einmal gemütlich an der Strandpromenade einen Überblick verschafft.
Trotz der größeren Touristenzahl aus aller Welt und den wie üblich leicht nervigen Strandhändlern hat auch Fegina etwas Entspanntes. Vielleicht liegt es an den pastelfarbenen Häusern unter Palmen, vielleicht aber auch an Menschen, wie dem älteren Herr, der es sich einfach mal zum Nachmittagsschläfchen auf einer Bank bequem macht.
Der Strand selbst wirkt auf mich typisch italienisch - grober, grau-gelber Sand, viele kostenpflichtige bunt gestreifte Schirme und Liegen dicht an dich. Bisher
habe ich noch keinen Strand in Italien gesehen, der mich umgehauen hat. Vielleicht war ich einfach noch nicht am richtigen Ort.
Die Strände an der Algarve oder auf Kreta gefallen mir bislang jedenfalls um ein Vielfaches besser. Aber das ist ja glücklicherweise Geschmackssache. Ich halte es aber grundsätzlich eher
wie die Portugiesen: Der Strand gehört allen! Er sollte also keinen Eintritt kosten, wie zum Beispiel in Pisa und Venedig üblich. Ich mag auch eben einfach keine Strände, wo ich schon
Schirme und Liegen installiert sehe. Naturbelassene sind mir lieber.
Der Schönheit der Landschaft hier in Cinque Terre tut der Tourismus aber keinen Abbruch und es wurde sich auch viel Mühe gegeben, den Charakter des Dorfes zu erhalten. Alles wirkt sehr stimmungsvoll und natürlich, wie zum Beispiel die Gestaltung des Daches einer Strandbude, die man oben im Bild sieht.
Je weiter wir der Promenade folgen, desto voller wird der Strand, ganz am Ende gibt es dann auch einen Abschnitt ohne Liegen, an dem sich viele Urlauber im Sand aalen. Auch der vorgelagerte Felsen scheint ein beliebter Ort zum kraxeln zu sein. Von hier sehen wir nun auch schon den Aurora-Turm auf der Felsklippe. Später mehr dazu.
Wir sind nun neugierig, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt und folgen der Strandpromenade, die sich mehr und mehr zum Panoramaweg im Fels entwickelt. Ein letzter Blick auf die Bucht von Fegina, dann geht es durch eine Felspassage zur nächsten Bucht, vorbei an ein paar verwaisten Restauranttischen, die malerisch am Wege liegen.
In der zweiten Bucht findet sich ein weiterer großer Strand und dahinter, eingebettet in grüne Hügel, der eigentliche Ort Monterosso. Leider beschließt meine Reisebegleitung - trotz der schönen Aussicht - nun zu meutern. Sie kann nicht mehr und ist keinen Zentimeter weiter zu bewegen. Also parke ich sie hier auf einem Mäuerchen im Schatten und nehme statt des steilen Wegs nach unten in den Ort einen kleinen grünen Pfad weiter den Berg hinauf.
Das war eine gute Entscheidung, denn auf einmal bin ich fast ganz für mich. Auf halber Höhe, bei der Statue des Heiligen Franziskus mit seinem treuen Hund, der den Aurora-Turm zu bewachen scheint, begegnen mir noch ein, zwei Leute. Der Aurora-Turm ist einer von drei mittelalterlichen Wachtürmen in Monterosso. Der sogenannte Sonnenaufgangsturm wurde im 16. Jahrhundert erbaut und diente dem Schutz vor Piratenüberfällen. Heute ist er in Privatbesitz.
Dann wende ich mich ab von der Küste und plötzlich bin ich nur noch umgeben von grüner Natur und Vogelgezwitscher. In der Ferne kann ich sogar ein paar Gleitschirmflieger erkennen. Ab und zu erhasche ich durch die Bäume einen Blick auf Monterosso.
Ich folge den verwitterten Steinstufen und steige weiter den Hügel hinauf zur Franziskus-Abtei. Das Kloster und die Kirche San Francesco sind mit den für Ligurien charakteristischen schwarz-weißen Streifen erbaut. Ein Mönch steht lächelnd in der Eingangstür und erklärt ein paar Besuchern die Schätze im Inneren.
Da ich mich in meinem schulterfreien Kleidchen nicht passend genug gekleidet fühle, betrete ich die Kirche nicht, sondern steige weiter hinauf zum Friedhof. Hier
sind die meisten Gräber oberirdisch und es gibt viele Heiligenstatuen und sogar einige prunkvolle Mausoleen aus dem 19. Jahrhundert zu entdecken. Der historische Friedhof wird auch heute noch
genutzt.
Bis zu sieben Stockwerke hoch sind die weißen Nischengräber, die meist mit Kunstblumen geschmückt sind. Reihe um Reihe stehen sie angeschmiegt an die Ruinen
einer genuesischen Festung. Es fühlt sich an, wie eine kleine Stadt der Toten, allerdings ohne bedrückend zu wirken. Ganz oben auf dem Hügel gibt es dann ein paar Erdgräber, so wie wir es aus
Deutschland kennen.
Von dort aus habe ich einen wunderbaren Ausblick auf Monterosso, die umliegenden Hügel und natürlich das Meer. Wer eine kleine Auszeit vom Trubel unten braucht, leise und respektvoll ist und eine schöne Aussicht zu schätzen weiß, ist hier oben richtig. Ich beobachte noch, wie sich ein paar bunte Schmetterlinge über die weißen Marmorgrabsteine jagen und mache mich an den Abstieg.
Meine Freundin hat sich mittlerweile auch wieder etwas erholt, verspürt aber keine große Lust, noch in die Altstadt herunter zu spazieren. So machen wir uns auf zur Bahnstation, um noch ein weiteres Dorf zu erkunden, das etwas kleiner und kompakter ist.
4. Station: Vernazza
Vernazza hat in meinen Augen die schönste Lage der 5 ligurischen Dörfchen. Die alten Burgtürme sowie bunten Häuschen sind auf die Felsen einer kleinen Halbinsel gebaut und überaus fotogen.
Wenn du am Bahnhof aussteigst, bist du schon mittendrin im farbenprächtigen Meer aus Häuschen, Andenken, Einheimischen und Touristen. Statt die Straße
hinaufzuschnaufen wie in Riomaggiore geht es in Vernazza nun erst mal gemütlich die Via Roma hinunter - mit einem kleinen Stopp hier und da in einem Lädchen.
Die Straße endet an der Hafenpiazza, wo du in einem der Lokale lecker essen kannst, mit dem Schiff übersetzen oder einfach dem Treiben auf dem Kai zuschauen kannst. Auch kleinere Ruderboote kannst du hier leihen.
Die Einwohner von Vernazza nutzen wirklich jedes Fleckchen auf dem Fels. So findest du sogar an der äußersten Klippe noch ein Café oder Restaurant. Von einer in den Stein gemeißelten Terrasse lässt sich wunderbar der Sonnenuntergang oder einfach das Treiben der Fischer beobachten. Die kostenfreie Variante geht natürlich genauso: Setz dich einfach auf die Klippen. Spätestens wenn das letzte Touriboot die Tagestouristen mitgenommen hat, kehrt hier eine himmlische Ruhe ein.
Vernazza hat nicht nur einen schönen Hafen, auch die kleinen, extrem engen Gassen sind ziemlich urig. Wir haben uns einfach von der Hafenpiazza aus die kleinsten ausgesucht und sind ihnen durch das Häusergewirr gefolgt.
Dabei haben wir kleine pelzige Italiener getroffen und viele schöne Details in bunten Farben gefunden. Augen auf also in den Gässchen, hier gibt es viel zu entdecken für Fans von kleinen Schönheiten des Alltags.
Highlight bei einem Trip nach Vernazza ist aber trotzdem der Blick von oben auf das Dorf und den kleinen Hafen. Zum Glück gibt
es gleich zwei schöne Aussichtspunkte in Vernazza, die du erklimmen kannst. Wir mussten uns aufgrund der immer schneller sinkenden Sonne für einen entscheiden. Wir gehen mit dem Rücken zum
Bahnhof nach rechts, um auf den Sentiero, also den Fußweg zu gelangen, der sich oberhalb des Ortes am Hügel entlang windet.
Auf halbem Weg haben wir schon eine prima Sicht auf auf den Turm Belforte, das Castello Doria und die Kirche Santa
Margherita d’Antiochia. Die Pfarrkirche ist dem Schutzheiligen von Vernazza geweiht, wirkt von außen recht jung, im Inneren siehst du aber noch den mittelalterlichen Ursprung. Auch
die Burg mit dem Turm kannst du besichtigen - für 1,50 Euro, also einem Spottpreis für italienische Verhältnisse. Nun aber zurück zum Höhepunkt in meinen Augen, dem Panoramablick über
Vernazza:
Diese Aussicht entschädigt doch für alle Mühsal, oder etwa nicht? Ich habe gelesen, dass es hier mitunter ziemlich voll sein soll, Ende Oktober, Anfang November waren außer uns aber nur zwei ältere Damen mit Wanderstöcken vor Ort. Wir konnten also in Ruhe Fotos machen und auf den Sonnenuntergang warten.
Lange dauerte es aber ohnehin nicht, bis sie in einem spektakulären Bad aus flüssigem Gold im Ozean versank. Ursprünglich hätte ich gern auch noch ein paar Bilder vom beleuchteten Vernazza bei Dunkelheit gemacht, aber ohne die wärmende Sonne wurde es nun doch sehr schnell empfindlich kalt, sodass wir uns auf den Rückweg nach Pisa machten.
Alles in allem kann ich Cinque Terre als Tagesausflug (oder auch ein paar Tage mehr) nur jedem ans Herz legen - vor allem in der Nebensaison. Beim nächsten Mal würde ich aber deutlich früher losfahren, um die ganze Küste abzulaufen, dementsprechend also Wanderschuhe und wärmere Kleidung für den Abend mitnehmen. Ciao Cinque Terre, ich komme wieder!
Kommentar schreiben
Marco (Freitag, 16 März 2018 17:35)
Die Fotos machen wirklich Lust auf mehr. Muss da selbst einmal hin fahren und die Region erkunden. Ev. etwas für die Herbstferien...
My Culinary Backpack (Montag, 09 April 2018 09:31)
Hey,
ein super schöner Bericht!
Ich bin beeindruckt von den Bildern und Farben, das macht richtig Lust :-) Ich kannte Deinen Blog noch gar nicht und bin total begeistert und werde öfter mal vorbeigucken!
Weiter so & liebe Grüße,
Kerstin
Blogspotqueen.de (Samstag, 14 April 2018 08:36)
Toller Bericht und traumhafte Fotos! Ich möchte im Sommer eventuell eine Italien Rundreise mit dem Camper machen und dein Bericht hat mir noch mehr gezeigt wie schön Italien ist.
Liebe Grüße
Berna (Sonntag, 30 Oktober 2022 15:33)
Bin gerade in Riomaggiore mit WOMO auf einem Stellplatz oben an der Straße. Deine Beschreuhat mich sehr inspiriert und enthält total gute Tipps, die ich gern annehme. Ich werde evtl. 3 Tage für Cinque Terre einplanen.
Herzlichen Dank für deinen tollen Beitrag�