Monika und Bernhard können wieder arbeiten

Vor einigen Wochen habe ich hier über Monika und Bernhards Situation oben in Corte Grande berichtet. Die beiden waren Anfang November noch immer ohne Strom in dem von uns gespendeten Wohnwagen. Nur wenige Tage, nachdem eine unserer Spenderinnen bei einer höheren Stelle bei der EDP (Stromversorger) ihren Einfluss geltend gemacht hat, wurde eine halbe Armee Arbeiter hoch zu den beiden geschickt und hat die Leitungen gelegt. Ein großartiger Erfolg, der uns allen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, aber natürlich auch nachdenklich macht. Zumal der nächste bürokratische Supergau nicht lange auf sich warten ließ.  Was in der Folge geschah, lest ihr hier in Alinas Bericht.


Fotos und Bericht: Alina Stoica


Sicherlich erinnern sich viele von euch noch an den Aufruf, den ich vor wenigen Wochen auf Facebook für Monika und Bernhard gestartet habe. Die beiden benötigten ganz dringend einen kleinen Schuppen, in dem sie ihre Arbeitsgeräte, mit denen sie ihr Handwerk anfertigen, aufbewahren und gleichzeitig auch arbeiten können. Als sie bei der Gemeinde um einen Kostenzuschuss gebeten haben, wurde ihnen nahegelegt, in Rente zu gehen – und von jeweils € 240,- im Monat zu leben! Doch Monika und Bernhard wollen ihren Beruf, den sie so sehr lieben und mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen, nicht so einfach aufgeben. Als sie Susanne und mir bei einem Treffen davon erzählten, war für uns sofort klar, dass wir den sympathischen Österreichern, die von den Feuern im August besonders hart getroffen wurden, helfen müssen.

Ohne ihr Wissen habe ich ein kleines Holzhäuschen für sie im Internet ausgesucht. Dafür habe ich € 450,- aus den Spendengeldern zur Verfügung gestellt und in einem Aufruf um weitere € 400,- gebeten, um den vollen Preis bezahlen zu können. Binnen 48 Stunden bekamen wir, dank einigen großzügigen Spendern, den noch fehlenden Betrag zusammen und ich konnte das Häuschen bestellen. Monika und Bernhard konnten ihr Glück kaum fassen, als ich ihnen am Telefon davon erzählt habe. Etwas zwei Wochen mussten sie sich jedoch noch gedulden, solange betrug die Lieferfrist für den Schuppen. Mithilfe ihres Sohnes Mario, der für einige Tage aus Spanien angereist war, haben sie sich tagelang bemüht, den Waldweg, der von der Hauptstraße zu ihrem Grundstück führt so gut es ging zu ebnen, damit das Häuschen zu ihnen geliefert werden kann.

Gestern war es endlich soweit. Mithilfe meiner lieben Freunde Sandra und Jardel, die ihren Kleinlaster zur Verfügung gestellt haben, konnten wir den Schuppen in Guia abholen und nach Monchique bringen. Die beiden haben sich extra den Vormittag freigenommen, um – auf ihre Kosten – das Holzhaus zu transportieren. Nach einer gefühlt ewig langen Fahrt im gemächlichen Tempo, kamen wir endlich am Intermarche in Monchique an, wo wir uns mit Monika und Bernhard trafen. Auch Fabian, der talentierte Fotografiestudent aus Deutschland, der bereits Ende August hier war und uns einige Male begleitet hat, gesellt sich zu uns. Nach einem kurzen Besuch in der Cafeteria, begeben wir uns gemeinsam auf den Weg nach Corte Grande.

Ich fahre bei Monika und Bernhard mit, allein traue ich mir den Weg (noch) nicht zu. Die Erinnerung an meine erste – und bisher auch letzte Fahrt – auf die Südseite des Picota, hat mir in den vergangenen Nächten den Schlaf geraubt. Die steilen Abhänge am Straßenrand, ohne jegliche Leitplanken als Schutz, haben bei mir damals eine schlimme Panikattacke ausgelöst. Auch wenn ich inzwischen etwas abgehärteter bin und einige Strecken, die ich vorher nicht bewältigen konnte, problemlos zurücklegen kann, habe ich noch immer sehr großen Respekt vor dem Weg nach Corte Grande. Mir zuliebe fahren die beiden über Alferce. Angeblich soll diese Strecke an nicht so steilen Abhängen vorbeiführen, wie die Straße von Monchique aus. Anfangs bin ich noch etwas skeptisch, doch schon nach wenigen Kilometern beginne ich, mich zu entspannen.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

 Tatsächlich macht mir der Weg kaum etwas aus. Selbst als die Straße, die zum Picota hochführt, schmäler und kurviger wird, bleibe ich vollkommen ruhig. Ich genieße sogar den offenen Ausblick über die umgebende Landschaft, der sich uns bietet. Als wir nach etwa 20 Minuten endlich bei Monika und Bernhard am Grundstück ankommen, platze ich fast vor Stolz und Freude: Obwohl ich mir vor 3 Monaten geschworen habe, nie wieder hierher zu kommen, konnte ich meine Angst überwinden. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es bald, selbst die Strecke zu fahren.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Wie auch bei meinem ersten Besuch bei ihnen, parkt Monika den Wagen am Eingang des Grundstücks. Sie, Sandra, Fabian und ich laufen die letzten paar hundert Meter zu Fuß, gefolgt von dem freundlichen Mischlingshund Sambuca. Bernhard und Jardel fahren mit dem Kleinlaster bis zum Haus hinunter. Sandra, die zum ersten Mal hier ist, bestaunt mit großen Augen die Schönheit der Landschaft, die uns umgibt. Auch ich bin beeindruckt, es ist faszinierend zu sehen, wie schnell sich die Natur von den Bränden erholt. Noch immer ragen die verkohlten Baumstämme gegen den wolkenlosen Himmel empor. Doch viele von ihnen schlagen bereits wieder aus. Der Boden, der noch vor wenigen Monaten von einem Ascheteppich bedeckt war, leuchtet in einem satten, lebendigen Grün in der Mittagssonne. Das monotone Rauschen eines kleinen Baches und das unbekümmerte Zwitschern der Vögel ergänzen die friedliche Idylle. Ein tiefes Gefühl von innerer Ruhe und Ausgeglichenheit erfüllt mich.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Als wir an der Ruine ankommen, die einst Monikas und Bernhards geliebtes Heim gewesen ist, sind Jardel und Bernhard bereits dabei, die Holzplatten abzuladen. Selbst den Anblick des abgebrannten Hauses, empfinde ich nicht mehr als so bedrückend, wie bei meinem ersten Besuch. Der starke Regen der vergangenen Tage hat den Ruß von den Wänden abgewaschen, grüne Sprösslinge zieren den schmalen Pfad, der zu dem Gebäude hinunterführt. Dahinter lichtet sich der Wald und bietet uns einen atemberaubenden Ausblick über das Tal bis hin zur Küste.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Unten angekommen laden wir gemeinsam die einzelnen Teile des Schuppens ab. Während Monika und Bernhard sich von Jardel Tipps zum Aufbau geben lassen, erkundige ich mit Sandra die Umgebung. Sie ist beeindruckt von der herrlichen Natur, die sie sehr an ihre Heimatgegend in Minas Gerais, Brasilien, erinnert. Auch ich muss an den wunderschönen Odenwald denken, der von der Landschaft her der Serra de Monchique ähnelt. 

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Als die Holzlatten für das Häuschen alle säuberlich gestapelt und mit einer Plastikplane abgedeckt sind, gönnen wir uns eine wohlverdiente Pause. Sandra und Jardel müssen sich leider verabschieden, ihre Alltagspflichten rufen. Ich helfe Monika dabei, ein paar Tapas vorzubereiten. Es gibt Käse, österreichischen Speck, Oliven, Mischbrot und Cracker, dazu vollmündiger Rotwein. Zu viert versammeln wir uns um den kleinen Tisch vor dem Wohnwagen, genießen bei einem gemütlichen Plausch die idyllische Ruhe und die angenehm warme Mittagssonne.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Zwischendurch werfe ich einen Blick in den Wohnwagen, den Monika und Bernhard richtig heimisch eingerichtet haben. Auf einer Kommode am Fenster steht ein Foto von den Beiden, ein Geschenk von Fabian. Über dem Bett hängt ein selbstgebastelter Adventskalender. Ein warmes Gefühl durchströmt mich bei seinem Anblick. Trotz ihrer notdürftigen Lage hat das liebenswürdige Ehepaar seine Freude am Leben nicht verloren. Sie schauen nach vorne, versuchen, soviel Normalität wie möglich in ihren Alltag einkehren zu lassen. Immer wieder beteuert Monika, wie dankbar sie für alles sind, was sie haben – und für unsere Unterstützung. „Du und Susanne seid Engel, die der Himmel in unser Leben geschickt hat“, sagt sie zum wiederholten Male. Und um ihre Worte zu untermauern, überreicht sie mir als Andenken einen kleinen selbstgebastelten Engel aus blauem Filz. Er ist wunderschön und ich muss ein paar Tränen der Rührung unterdrücken. Auf jeden Fall wird das Engelchen einen Ehrenplatz in meinem Wohnzimmer bekommen.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Wie Monika mir vor einigen Tagen erzählt hatte, war bei dem Sturm am Wochenende Regenwasser in das Innere des Wohnwagens eingedrungen, vermutlich durch einen haarfeinen Riss in der Wand. Hierfür habe ich am Morgen extra starkes Silikon und eine Pistole besorgt und hoffe, dass Bernhard damit den Schaden beheben kann.

Foto: Alina Stoica
Foto: Alina Stoica

Es ist fast 16 Uhr, als ich Monika und Bernhard bitte, mich wieder zum Intermarche, wo mein Auto steht, zu fahren. Fabian ist schon vor zwei Stunden aufgebrochen, er hatte noch einen wichtigen Termin. Ich selbst würde gerne noch länger bleiben, hier, in der Stille und Abgeschiedenheit der Natur fühle ich mich unbeschreiblich wohl. Doch zuhause warten meine Hundekinder auf mich, die ich nicht länger allein lassen möchte. Auch würde ich gerne noch vor Anbruch der Dunkelheit wieder in Carvoeiro sein.

Für den Rückweg wählt Monika eine andere Strecke. Die schmale Straße schlängelt sich durch den Wald auf die Nordseite des Picota hinunter. Und ich bin positiv überrascht, denn auch dieser Weg bereitet mir kein Unbehagen mehr. Ich werde übermutig, nehme mir fest vor, mich bei meinem nächsten Besuch selbst ans Steuer zu setzen und zu versuchen, nach Corte Grande zu fahren.

Am Intermarche verabschiede ich mich von den beiden Menschen, die mir inzwischen so sehr ans Herz gewachsen sind, mit einer herzlichen Umarmung. Ich verspreche, so bald wie möglich wieder bei ihnen vorbeizukommen, spätestens, wenn das Holzhäuschen aufgebaut ist. Bernhards Aufregung und seine Vorfreude sind besonders groß, jetzt, wo die Einzelteile für den Schuppen auf ihrem Grundstück liegen, würde er am liebsten sofort mit dem Aufbau beginnen. Doch er wird sich noch einige Tage gedulden müssen, denn erst müssen sie noch einen oder zwei Helfer organisieren. Ich habe ihnen angeboten, ein paar Freiwillige zu suchen, aber sie wollen zuerst in ihrem Freunden- und Bekanntenpreis nachfragen, in der Hoffnung, dass jemand von ihnen noch in dieser Woche Zeit findet.

Wieder einmal haben wir es gemeinsam geschafft, eine gute Tat zu vollbringen und zwei herzensguten Menschen, die vom Schicksal hart getroffen wurden, ein Stück Lebensfreude zurückzugeben. Ein riesiges Dankeschön an alle, die uns bisher unterstützt haben und es auch weiterhin tun – sei es durch Sachspenden und Geldzuwendungen oder durch persönlichen Einsatz. Ihr seid alle wunderbar!

 

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Bitte beachte, dass es sich nicht um eine Organisation handelt, sondern Alina einmalig als Privatperson Geld sammelt und daher keine Spendenquittung ausstellen kann. Dafür kommt das Geld auch direkt bei den Bedürftigen an - und ich werde hier regelmäßig berichten in Wort und Bild, sodass du sehen kannst, was mit deinem Geld passiert.

 

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