Unsere Arbeit in Monchique endet nicht mit einem einmaligen Besuch bei den Betroffenen, wir wollen sie auch langfristig unterstützen. Mit einigen haben wir bereits freundschaftliche Bande geknüpft. Was wir jetzt auch wissen: Monchique ist ein Dorf. Jeder kennt jeden. Das bestätigt sich bei unserem Treffen mit Ilo und Yuca und wird fortgeführt bei unseren Besuchen bei Mercedes und ihrem Söhnchen sowie João und seiner Familie. Alle kennen sich, es ist eine Gemeinschaft - in der auch wir herzlich willkommen geheißen werden.
Besuch bei Christina in Monchique
Fotos & Bericht: Susanne Koplin
Dieses Wunder erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, als wir hier friedlich in der Sonne sitzen und Alina Hund Jenny mit Leckerli füttert. Auch Christina weiß mehr als zu schätzen, wie viel Glück sie hatte - und teilt deshalb noch umso lieber mit weniger Glücklichen. Mit 2 großen Tüten bepackt verlassen wir ihr kunterbuntes Paradies und machen uns auf zu unserem Tagwerk in Monchique.
Wiedersehen mit Ilo und Yuca
Im idyllisch gelegenen Café O Mirante treffen wir uns mit Ilo, Pablos Mutter, und Yuca, den Alina 2 Wochen zuvor zu seinem abgebrannten Haus begleiten durfte. Eigentlich sollte auch Pablo dazustoßen, doch
der hatte am Vortag Geburtstag und kämpft noch mit den Nachwirkungen der Party. Wir gönnen es Pablo von Herzen, dass er einmal ausgelassen feiern und alle Sorgen hinter sich lassen konnte. Vor
allem, weil es in derselben Nacht zu einem weiteren größeren Brand in Monchique gekommen ist. Dieser konnte glücklicherweise bis zum Morgen bereits gelöscht werden - auch weil es jetzt im
September wesentlich windstiller ist und mehr Feuchtigkeit in der Luft liegt. Doch es hat allen wieder klar gemacht, dass die Gefahr noch längst nicht vorbei ist.
"Wir sind immer im September abgebrannt." sagt Ilo und mich schaudert es. Bereits mehrfach haben die Flammen sie heimgesucht, gerade dann wenn die größte Gefahr
vorbei zu sein schien, wie z. B. im September 2014, ein Jahr nach dem bis dato schlimmsten Brand in Monchique. Wie oft kann man diese schreckliche Erfahrung durchleben, wie sehr muss man an diesem Flecken Erde hängen, um das ertragen zu können? Heute wollen
wir uns eigentlich nur ganz entspannt auf einen Plausch treffen, inoffiziell, ganz privat. Trotzdem wird das Feuer immer wieder zum Gesprächsthema.
Später fahren wir rüber zu Ilos Haus in den engen Gässchen von Monchique und übergeben allerlei Gartengeräte an sie und Yuca, die dringend benötigt werden. Alle freuen sich sehr, egal wie alt und abgegriffen eine Hacke oder ein Rechen ist. Sogar eine Motorsäge ist dabei über die sich Yuca besonders freut. Die Spenden hat Alina organisiert, sie stammen aus dem Charity-Shop der ASMAA. Laurinda Seabra, die Alina schon früher beratend zur Seite stand, hat sie uns freundlicherweise überlassen, um die Brandopfer zu unterstützen. Die Übergabe ist eine Lektion in portugiesischer Gelassenheit. Wir parken mit zwei Autos mitten auf der Straße, weil es hier ohnehin keine andere Möglichkeit gibt - wer jetzt kommt, ist gezwungen zu warten. Auf unsere besorgten Blicke winkt Ilo lachend ab. Das sei kein Problem. Und so ist es auch. Die Insassen des Wagens, der hinter unserem Tross zum Stehen gekommen ist, grinsen nur und vertreiben sich die Zeit mit einem Schwätzchen. Calma - ruhig, kein Stress!
Besuch bei Mercedes in der Wohnwagensiedlung
Wir verabschieden uns von Ilo und folgen Yuca die steilen Straßen durch Monchique hinauf zur Quinta das Relvinhas. Unterhalb der kleinen Pension steht eine kleine Wohnwagensiedlung, in der viele der Menschen, die ihr Heim in den Flammen verloren, jetzt leben. Neben 3 in die Jahre gekommener Wohnwagen sehen wir noch ein Wohnmobil, aus Brettern notdürftige zusammengezimmerte Eigenkonstruktionen, die vage an eine Dusche erinnern, sowie ein paar Zelte.
Von den Bewohnern bekommen wir nur Mercedes und ihren kleinen Sohn Noah zu Gesicht. Die beiden erwarten uns schon und begrüßen uns herzlich. Yuca hievt die große mobile Heizung aus Alinas Kofferraum, die Mercedes heute bekommen soll. Die junge Mutter hat das Beste aus den Umständen gemacht und wirkt fröhlich und sorglos - obwohl sie alles in den Flammen verloren hat. Sie lädt uns ein, ihren Wohnwagen anzuschauen und plaudert munter drauflos. Ihre Stärke ist bewundernswert. Für ihren Sohn lässt sie es wie ein Campingabenteuer wirken.
Auch an ihn hat Alina gedacht und eine große Überraschungstüte voller Spielzeug mitgebracht. Es sind Spenden von der ASMAA sowie einige Kuscheltiere von einer lieben Freundin von mir, die die Brände in Portugal ebenfalls miterlebt hat. Mercedes bemerkt Yucas wehmütigen Blick. Er vermisst seinen eigenen kleinen Sohn. "You need a hug!" ruft Mercedes und drückt ihm Noah in die Arme.
Während Alina sich mit Mercedes unterhält, lasse ich das Ganze auf mich wirken und versuche, die Stimmung mit meiner Kamera einzufangen. Dieser Platz erinnert wirklich an vergangene Tage, an Campingausflüge in den 80er und 90er Jahren, vermischt mit einem Schuss Hippiekommune. Auf den ersten Blick hat er etwas Fröhliches, bis einem einfällt, dass es eben nicht nur für ein paar Wochen ist, sondern dass diese Menschen außer den schäbigen Wohnwagen nichts mehr haben. Dass sie nicht freiwillig so leben, auch wenn es wie selbstverständlich wirkt.
Yuca tritt neben mich und wir kommen ins Gespräch. Als Alina Yuca besucht hat, war ich in Deutschland, ich lerne ihn erst heute persönlich kennen. Trotzdem fühlt es
sich so an, als würden wir uns schon kennen. Der sympathische Exilösterreicher, der mit bügerlichem Namen Harald heißt, hat eine ganz eigene Art, mit allem umzugehen. Man spürt, dass es ihn sehr
bewegt hinter seinem Lachen. Er möchte vor allem wirklich etwas gegen die Brandursachen tun. In der Unterhaltung mit ihm geht alles trotzdem leicht und locker. Er lamentiert nicht, nimmt sein
Schicksal mit Humor und ist gleichzeitig mitfühlend, bekommt eine Gänsehaut bei berührenden Geschichten anderer Menschen. Ich verabrede mich mit ihm für die folgende Woche, da ich auch den
Schaden auf seinem Grundstück dokumentieren möchte. Er wird mich außerdem zu Roquelinas abgebranntem Haus begleiten, das in der Nachbarschaft liegt.
Nun stößt auch Janine von der Quinta das Relvinhas zu uns. In einem Mix aus Deutsch, Englisch und Portugiesisch unterhalten wir uns weiter in der Gruppe. Mercedes
erzählt uns, dass ihr eine Unterkunft bewilligt wurde, sie also bald wieder in eine richtige Wohnung ziehen kann mit ihrem Sohn. Wann genau steht noch nicht fest, aber hoffentlich vor dem Winter.
Die Heizung, die wir ihr mitgebracht haben, wird ihr aber in jedem Fall eine große Hilfe sein, denn in Portugal gibt es keine Zentralheizungen und die Winter sind - auch bedingt durch die hohe
Luftfeuchtigkeit - dadurch drinnen sehr viel kälter als in Deutschland.
Mercedes beschreibt uns schließlich den Weg zu Amanda und João in Perna da Negra, denen wir heute ebenfalls einen Besuch abstatten wollen. Mir schwant Übles, als ich mir die Beschreibung durch den Kopf gehen lasse, denn Alina hat bekanntermaßen starke Angst vor der Fahrt an Abgründen und wir haben uns schon am Morgen bei unserer Tour zu Christina einmal verfahren und sind auf "Abwege" geraten. Das junge Paar lebt sehr abgeschieden, Google kennt den Ort Perna da Negra gar nicht. Wir sind also auf die Wegbeschreibung angewiesen, die hier und da etwas vage wirkt bei genauem Nachfragen. Hier kennt jeder seine Wege und fährt sie einfach, ohne darüber nachzudenken. Mit leicht mulmigem Gefühl verabschieden wir uns von Mercedes und Noah, der selbstvergessen mit den Füßen in der Asche spielt.
bei João und Amanda in Perna da Negra
Die Fahrt zu João und Amanda wird dann auch wirklich zur Zerreißprobe ... lest mehr über die nervenaufreibende Fahrt ins Nirgendwo und den Besuch bei der kleinen Familie im 2. Teil des Berichts.
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